NULL
Zurück

IGEL schnuppern auf Vorzeigehof8. Juni 2016

Schwäbische Zeitung: Öko-Tour führt zu Biotop, den Laichinger Bauernhof Länge und zu Wohnbaugebiet.

Regen und Gewitterdonner hat die Igel-Fraktion im Laichinger Gemeinderat und einige interessierte Laichinger Bürger nicht aufhalten können. Sie begaben sich trotzdem am Sonntag auf eine Öko-Radtour. Mit einem kurzen Abstecher zum Neubaugebiet „Henzenbuch II“ war das erste Ziel der Bauernhof Länge im Kappenwinkel.

Der Empfang dort durch die beiden Gänse Gustav und Frieda fiel recht lautstark aus. Die Betreiber des Hofes, Johan- nes Länge, der gemeinsam mit seinem Vater Hans-Gerhard Länge den Bauernhof als Gesellschaft bürgerlichen Rechts führt, begrüßten die Besucher. Rund 150 Milchkühe und Jungvieh werden in den Ställen betreut.

Der Anlass des Besuches war vor allem die seit dem 1. April in Betrieb genommene Biogas-Anlage. Davor stand eine umfassende Betriebsführung an, die den staunenden Besuchern zeigte, was moderne Milchvieh-Haltung bedeutet. Vom „Kita-Bereich“ für die neugeborenen Kälber über den „Wellness-Stall“ für die frisch abgekalbten Kühe bis hin zur Stallhaltung der Milchkühe konnten die Besucher sehen, dass eine tiergerechte Haltung in einem größeren Zuchtbe- trieb sehr wohl möglich ist. Dass die Länges garantiert gentechnikfreies Futter ihren Kühen zum Fressen geben, sei obligatorisch, teilen die Igel mit. Bei all diesen Ausführungen durch den 25-jährigen Johannes Länge habe man die Liebe zum Beruf und die Achtung vor den Tieren gespürt.

1500 Kw gehen täglich ins Netz

Von ganz großem Interesse war selbstverständlich die Biogas-Anlage, deren Funktion und Arbeitsabläufe umfassend erklärt wurden. Immerhin haben die Länges weit über eine halbe Million Euro in dieses Projekt investiert. Und das Wesentliche dabei sei, dass ihre Anlage ausschließlich mit der im Betrieb anfallenden Biomasse betrieben wird. Dies unterscheide sie von Biogas-Betreibern, die ihren Anlagen noch große Mengen an Mais zuführen, um möglichst hohe Einspeisevergütungen zu erlangen, was bekanntermaßen zu unerfreulichen Monokulturen geführt habe und inzwischen zu einem Problem für die Landwirtschaft und die Umwelt geworden ist.

Einen Blick der Teilnehmer in den Fermenter zeigte die Wahrheit von Gülle und Mist. Aus der darin vorgenommenen Vergasung werden rund 1500 Kw täglich in das Netz eingespeist. Nicht nur gut für die Umwelt, sondern ein wichtiges neues Standbein für den Betrieb. Aber auch die Länges hätten unter dem Milchpreis-Verfall zu leiden. Aber durch diese „vernünftige Investition“ und ein paar andere Standbeine sehen sie sich „für die Zukunft gewappnet“. Wie meinte Hans-Gerhard Länge zum Abschied: „Dr Seuch isch do und koschtet nix.“

Die Gruppe radelte danach zum Feuchtbiotop mit Steinriegel, das der BUND seit über 20 Jahren nördlich des Eichbergs liebevoll pflegt. Ein Rückzugsgebiet für viele Kleinlebewesen. Christian Killius, Chef des BUND, erklärte hier die anfal- lenden Arbeiten. Auch hier war für die Teilnehmer vieles neu zu entdecken.

Auf dem Weg zum abschließenden Würstchengrillen streiften die Öko-Tour-Radler noch die ausgewiesene Vorrangflä- che für Windkraftanlagen in Weidstetten. Da die Einrichtung aber aller Voraussicht nach in absehbarer Zukunft nicht umgesetzt werde, wurde nicht näher darauf eingegangen. So gab es beim wetterbedingt etwas feuchten Ausklang noch viel zu diskutieren und als Fazit wurde festgehalten, dass sich trotz des unerfreulichen Wetters diese Radtour sehr gelohnt habe: da sie allen Teilnehmern interessante und neue Erkenntnisse vermittelt habe.