Schwäbische Zeitung: Laichinger Igel-Fraktion im Ortsarchiv Feldstetten - Wunsch nach finanzieller Hilfe.
Feldstetten – Einen spannenden und lehrreichen Einblick in das Ortsarchiv hat die Igel-Fraktion im Laichinger Gemein- derat bei ihrem Besuch in Feldstetten erhalten. Auch Bürger der Kernstadt nutzten die Gelegenheit, das Archiv und seine Arbeit kennen zu lernen.
Archivar Eberhard Schanbacher begrüßte die Besucher und erzählte von seiner Arbeit, der seiner Vorgängerin und den Aufgaben des Archivs.
hatte Glück. Nämlich, nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem damals eingesetzten Bürgermeister Jakob Enderle, der sehr geschichtsbewusst war und einer Frau, Angelika Bischoff-Luithlen, die in der Nachkriegsnot mit ihren fünf Kindern in Feldstetten Aufnahme fand. Sie hat das Archiv von 1949 bis zu ihrem Tod 1981 gesichert – die alten Bände vom Dachboden des Schulhauses geholt und zum Teil vom Mäusefraß befreit, aufgearbeitet und dokumentiert. Bis in die Mitte der 70er Jahre schrieb sie auch eine Dorfchronik, verziert mit den Fotos der jeweiligen Ereignisse. Überregional bekannt wurde sie vor allem durch eine Vielzahl von Veröffentlichungen, wie beispielsweise „Der Schwabe und die Obrigkeit“ oder „Von Amtsstuben, Backhäusern und Jahrmärkten“. Dass Zweidrittel der Inhalte aus dem Feldstetter Ortsarchiv stammten, erstaunte die Zuhörer.
Nachdem 1985 der hintere Teil des Rathauses abbrannte, fand das Ortsarchiv eine neue Heimat über der Heimatstu- be und nach dem Bau des Dorfgemeinschaftshauses sicher und ordentlich auf dem Dachboden dieses Hauses. Seit Anfang der 1980er Jahre leitet Eberhard Schanbacher das Archiv. Er systematisierte die Bestände nach Hugo Flattichs „Systematischem Aktenplan für die Württ. Gemeindeverwaltung“, die „Bibel“ jeder Archivverwaltung. Nicht gebundene, also lose Aktenbestände werden jetzt in säurefreien Kartons gelagert. Diese Arbeit ist allerdings noch nicht ganz abge- schlossen. Ein Findbuch wurde mittels EDV angelegt, so sind die Bestände jetzt transparenter und besser zu finden.
Das „Gedächtnis des Dorfes“ Feldstetten enthält rund ein Drittel Altbestände bis Mitte des 19. Jahrhunderts, darunter vor allem die wichtigen Inventarien, die über die Eigentumsverhältnisse bei Hochzeit und Tod der Einwohner Auskunft geben. Diese Inventarien sind lückenlos seit 1651 vorhanden. Auch Kaufbücher und Vormundschaftsbücher geben lebendig Auskunft über die Vergangenheit des Dorfes und seiner Bewohner.
„Pflichtaufgabe für Kommune“
Schanbacher würzte seinen Vortrag auch mit einigen Anekdoten, beispielsweise warum es in Feldstetten einen Wein- berg gibt und weshalb viele Frauen nicht heiraten konnten.
Schanbacher macht diese Arbeit ehrenamtlich. Und das ist auch wieder ein großes Glück für Feldstetten und die his- torische Forschung. Nebenbei bemerkt, arbeitet auch der Laichinger Archivar Friedrich Ölhafen ehrenamtlich. Schan- bacher ist der Meinung, dass Archivarbeit eine Pflichtaufgabe für eine Kommune sei und hofft auf einen bescheidenen Zuschuss für seine Arbeit, damit er mit Hilfskräften gewisse Unordnungen, die der Umzug mit sich brachte, wieder in Ordnung bringen kann. Die Stadträte der Igel-Fraktion konnten sich dieser Meinung sehr wohl anschließen. Ihr nächs- tes Ziel wird das Laichinger Stadtarchiv sein. Auch die Archivarbeit in Machtolsheim und Suppingen werden die Frakti- onsmitglieder hinterfragen.